Zulassung für erste deutsche Chia-Sorte geht nach Hohenheim

20.05.2021, foodjobs.de.

Egal, ob Pudding oder Brot: Chia ist hierzulande kein Exot mehr, sondern ein begehrtes Superfood, das dank einer neuen Züchtung nun erstmals auch in Deutschland angebaut werden kann.

Die Samen der Chia-Pflanze sind hierzulande keine Rarität mehr, denn neben Feinkostgeschäften oder Biomärkten, haben sie sich mittlerweile auch in Vollsortimentern und Discountern ihren Platz im Regal erkämpft – und das nicht ohne Grund. Denn die wertvollen Samen, die auch „Gold der Azteken“ genannt werden, sind reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie Omega-3 und Omega-6, und haben einen erstaunlich hohen Anteil an Ballaststoffen, Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. Durch diese gesundheitsfördernden Eigenschaften stellen sie für viele Konsumenten deshalb eine gute Frühstücks-Alternative zu Cornflakes oder Toast dar und werden beispielsweise gerne als Pudding oder Brot verarbeitet.

Was in Deutschland als trendiges Superfood angesehen wird, ist in Süd- und Zentralamerika seit Jahrhunderten ein Grundnahrungsmittel. Und genau dort werden die Chia-Samen, die hierzulande im Einkaufswagen landen, angebaut und kultiviert. Dementsprechend fallen durch den Import des begehrten Lebensmittels nach Europa extrem lange Transportwege an, die von einem enormen Kohlendioxid-Ausstoß begleitet werden. Darüber hinaus führt die hohe Nachfrage an Chia-Samen, die ihren Hype hierzulande auch diversen Social-Media-Plattformen verdanken, dazu, dass die einheimische Bevölkerung in Übersee horrende Preise für das traditionsreiche Lebensmittel aufbringen muss: „Mit der Nachfrage steigt auch der Preis, so dass sich die lokale Bevölkerung ein Produkt nicht mehr leisten kann, das eigentlich zu ihren Grundnahrungsmitteln gehört“, erklärt Prof. Dr. Graeff-Hönninger von der Uni Hohenheim.

Da Chia jedoch eine Kurztagspflanze ist, die nur dann Samen bilden kann, wenn die Tage eine bestimmte Länge nicht überschreiten, gestaltet sich der Anbau in Deutschland als schwierig. Denn diese Tageslänge ist hier nur im Herbst gegeben, der wiederum andere Probleme mit sich bringt. „Die Pflanzen sind jedoch sehr kälteempfindlich und erfrieren im Herbst, bevor sie überhaupt Samen bilden können“, verdeutlicht Prof. Dr. Graeff-Hönninger.

Gemeinsam mit Dr. Volker Hahn von der Landessaatzuchtanstalt in Hohenheim und anderen PflanzenexpertInnen wurde deshalb das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Projekt „BioÖkonomie Chia-Chain – Erzeugung von Chia unter deutschen Bedingungen“ ins Leben gerufen, um sich auf die Suche nach geeigneten Sorten zu machen. „Um Chia in unserem kälteren Klima anbauen zu können, mussten wir nach Sorten suchen, die an unsere Tageslängengegebenheiten in den wärmeren Sommermonaten angepasst sind. Nur auf diese Weise kann sowohl der Anspruch von Chia an die Tageslänge als auch an die Temperatur erfüllt werden.“, erklärt Samantha Jo Grimes, Projektbearbeiterin und Doktorandin am Institut für Kulturpflanzenwissenschaften, und fügt hinzu: „Die Suche nach entsprechend geeignetem genetischen Material war der erste Schritt für einen Anbau in Deutschland.“

Das komplizierte Unterfangen, eine geeignete Sorte für den Anbau in Deutschland zu finden, gipfelte jedoch in einem Erfolg: „Es ist uns gelungen, aus einer Vielzahl an Samen verschiedener Herkünfte eine Sorte zu selektieren, die auch unter Langtagsbedingungen, wie bei uns im Sommer, zur Blüte kommt. Für den regionalen Anbau der frostempfindlichen Chiapflanze unter deutschen Klimabedingungen heißt das, dass das Risiko entsprechender Ernteverluste durch Frost kaum noch existent ist.“, so Samantha Jo Grimes.

Noch während der finalen Anbauversuche meldeten Dr. Volker Hahn, Simone Graeff-Hönninger und Samantha Jo Grimes die neue Sorte mit dem Namen „Juana“ für eine Prüfung beim Bundessortenamt an, wo diese im März 2021 freigegeben wurde. Nun sucht das Forscherteam Saatzuchtfirmen, die die Sorte in ihr Programm aufnehmen und Landwirten zum Anbau zur Verfügung stellen.

 

 

 


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