Anschreiben in Bewerbungen

Die klassische Bewerbungsmappe besteht auch online aus Lebenslauf, Zeugnissen sowie einem Anschreiben. Doch ist Letzteres noch zeitgemäß und wie stechen Sie damit aus der Masse der Bewerber:innen hervor? Karriere-Expertin Bianca Burmester, Geschäftsführerin von foodjobs.de, verrät, welche Details den entscheidenden Unterschied ausmachen. 

Die häufigste Bewerbungsform ist inzwischen die E-Mail-Bewerbung. Ist doch schnell gemacht, mag so mancher denken. Fest steht jedoch, dass es keine Rolle spielt, ob die Bewerbung on- oder offline erfolgt, die Präzision bei der Erstellung sollte die gleiche sein. Niemand möchte eine schluderige Bewerbung erhalten, auch nicht, wenn es sich um eine Online-Bewerbung handelt. Was muss also rein in die Online-Bewerbungsmappe? 

Das Anschreiben: Must-have oder veraltet?

Große Firmen haben häufig Bewerber:innen-Managementportale, an denen für eine Bewerbung kein Weg vorbeiführt. Oft sind diese jedoch umständlich gebaut. Sie müssen sich vorab registrieren, durch unzählige Fenster klicken und eine undurchsichtige Datenschutzerklärung akzeptieren. Glücklicherweise haben viele Unternehmen ihre Tools inzwischen überarbeitet und machen es den Bewerber:innen einfacher. Das liegt nicht zuletzt an dem anhaltenden Fachkräftemangel. Denn dadurch zeichnet sich ein neuer Trend ab: Die Online-Option für eine „schnelle Bewerbung“ ohne Anschreiben. Allgemeine Jobbörsen wie Stepstone und Indeed bieten sogar bereits die Möglichkeit der One-Klick-Bewerbung. Einmal den Lebenslauf hinterlegt, kann die Bewerbung mit einem Klick verschickt werden. 

Wenn ein Klick reicht, warum sollte man sich dann noch die Mühe machen, ein Anschreiben zu verfassen? Bianca Burmesters Expertenmeinung: „Während der Lebenslauf dazu dient, die beruflichen Qualifikationen zu veranschaulichen, ermöglicht das Anschreiben einen ersten persönlichen Eindruck. Hier haben Sie die Chance zu zeigen, dass Sie den Job wirklich wollen. Und diese Möglichkeit sollten Sie definitiv nutzen“. 

Persönlich statt gewöhnlich

Aller Anfang ist schwer, vor allem die Einleitung. Hierfür hat Bianca Burmester einen hilfreichen Tipp: „Finden Sie den Namen Ihres Ansprechpartners bzw. Ihrer Ansprechpartnerin heraus, um mit dem Schreiben zu starten. Am einfachsten ist es, wenn Sie vorher beim Unternehmen anrufen. Dadurch bekommen Sie einen ersten Eindruck von der Firma, können Ihre persönliche Kontaktperson erfragen und haben gleich eine Person, die Sie im Anschreiben ansprechen können. Es wird Ihnen viel einfacher fallen, wenn Sie sich eine konkrete Person vorstellen und noch besser, wenn Sie diese selbst schon gesprochen haben. So können Sie im Anschreiben gleich zu Beginn auf das Telefonat verweisen und schon ist der Einleitungssatz gemeistert“. Sollten Sie keine Person ausfindig machen können, investieren Sie die Zeit in einen kreativen Einstieg und überraschen Sie damit den oder die Personaler:in.

Richtig Argumentieren: So viel Schmalz wie nötig

Orientierung für die weiteren Sinnabschnitte bieten drei W-Fragen. Findne Sie Ihre eigenen Worte, um die folgenden Fragen authentisch und ehrlich zu beantworten. Tipp: Nutzen Sie außerdem unbedingt starke Verben im weiteren Schreibprozess. 

– Warum dieses Unternehmen? Finden Sie etwas großartig an der Firma oder mögen Sie die Firmenphilosophie? Fragen Sie sich, was Sie so besonders an der Firma finden. Setzen Sie sich mit Ihrem potenziellen Arbeitgeber auseinander.

– Warum diese Position? Haben Sie bereits Erfahrung in diesem Bereich und sind besonders qualifiziert? Haben Sie spezielle Kurse oder Weiterbildungen für diese Position besucht, vielleicht auch Führungserfahrung? Hier ist Ihre Chance zu glänzen und Ihre Kompetenzen für die offene Stelle hervorzuheben. 

– Warum sind Sie der bzw. die Richtige? Zeigen Sie Ihren Mehrwert für die Firma auf. Lassen Sie Ihre Leidenschaft aufblitzen. Für die Beantwortung der Frage hilft es, sich die Stellenausschreibung nochmals gründlich durchzulesen und herauszuarbeiten, was für die vakante Position relevant ist und welche Punkte Sie davon erfüllen. „Zeigen Sie Ihr Können und legen Sie den Fokus auf das, was Sie auszeichnet. Konkretisieren Sie Ihre Skills anhand von erfolgreichen Projekten oder beispielsweise Praktika“, empfiehlt die Expertin. 

„Verwenden Sie dabei so viel Schmalz wie nötig, sodass die Leser:innen spüren, dass Sie den Job mit Herz und Seele wollen“, verrät Bianca Burmester und fügt hinzu: „Statt banale Argumente wie »Ich esse gerne Ihr Schokoladen-Produkt« anzuführen, sollten Sie sich dafür mit der Firmenkultur und deren Werten auseinandersetzen.“ 

Finale Phrase: Auf die Plätze, fertig, los

Sind Motivation und Qualifikationen dargelegt, folgt der letzte Teil des Anschreibens und die Schlussformulierung. „Hier können Sie noch einmal Ihre ganze Begeisterung zeigen und erwähnen, dass Sie gerne ein wertvoller Teil des Teams wären. Wird in der Stellenausschreibung nach dem frühestmöglichen Eintrittstermin oder der Gehaltsvorstellung gefragt, sollten Sie diese angeben“, rät Bianca Burmester. 

Ihr fertiges Anschreiben sollte insgesamt nicht länger als eine Seite sein und aus maximal drei bis vier Absätzen bestehen. Neben Ordentlichkeit, Übersichtlichkeit sowie Fehlerfreiheit sollten Sie auch auf die Sprache achten: „Zeigen Sie Selbstbewusstsein und verwenden Sie eine aktive, starke und positive Sprache. Gerne können Sie auch Kreativität beweisen, doch bleiben Sie sich stets selbst treu und verstellen Sie sich nicht“, so Bianca Burmester. 

Bevor Sie die Bewerbung abschicken, sollten Sie das Anschreiben sicherheitshalber von Freund:innen oder Familie korrekturlesen lassen – schließlich sehen vier Augen bekanntlich mehr als zwei. Das Anschreiben kommt sowohl in die E-Mail als auch ins PDF zusammen mit dem Lebenslauf. Nach der Korrektur heißt es dann »Ready to Send« und das nach Möglichkeit per E-Mail direkt an die/den Ansprechpartner:in. Das Anschreiben ist die Hälfte des Ganzen. Und nun: Viel Erfolg! 

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