Karrierewege in der Milchbranche
Die Umwandlung von Rohmilch zu einem marktfähigen Produkt wird von einer der wohl facettenreichsten Sparte in der Lebensmittelbranche gestaltet – der Milchwirtschaft. Diese Branche umfasst sämtliche Aspekte der Milchverarbeitung, von dem teils direkten Kontakt zum Tier über die Analyse der Milchqualität, der Weiterverarbeitung und Herstellung von Milchproduktion bis hin zu deren Vermarktung und Vertrieb.
Während die Milchwirtschaft den umfassenden Überbegriff darstellt, der den gesamten Prozess der Milchverarbeitung einschließlich Tierhaltung abdeckt, konzentriert sich das Molkereiwesen speziell auf die Verarbeitung von Milch in Molkereien.
Doch egal, ob Milchwirtschaft oder Molkereiwesen: Die Vielfalt an Milchprodukten – von Milch oder Joghurt über Käse bis hin zu Sahne – spiegelt allemahl die kreative Bandbreite der milchverarbeitenden Industrie wider. Qualifizierte Fachkräfte sind in dieser Branche gefragt und tragen tagtäglich mit ihrem spezifischen Know-how dazu bei, die Qualität, Innovation und Effizienz im gesamten Verarbeitungsprozess sicherzustellen und voranzutreiben, um Verbraucher:innen die besten Produkte bereitzustellen, die nicht nur sicher, sondern auch lecker sind.
- Berufe in der Milchbranche
(Ausbildung, Weiterbildung, Studium) - Arbeitgeber in der Milchbranche
- Facts: Schon gewusst?
- Weiterführende Links in der Milchbranche
- Aktuelle Stellenanzeigen
Berufe in der Milchbranche
- Milchtechnolog:in
- Milchwirtschaftliche:r Laborant:in
- Molkereimeister:in
- Milchwirtschaftliche:r Labormeister:in
- Staatlich geprüfte:r Techniker:in für Milchwirtschaft und Molkereiwesen
- (Milchwirtschaftliche) Lebensmitteltechnologie, Dairy Science, Verpackungstechnologie Schwerpunkt Milch / Molkerei
- Ökotrophologie / Lebensmittelchemie u.a.
Ausbildung
Milchtechnolog:in
In der Ausbildung zum / zur Milchtechnolog:in (ehemals Molkereifachkraft) erwirbt man umfassende Kenntnisse über die Verarbeitung von Milchprodukten. Die Auszubildenden lernen, Milch zu analysieren, verschiedene Verarbeitungstechniken wie das Erhitzen, Kühlen, Mischen und Trennen anzuwenden und Qualitätskontrollen durchzuführen. Darüber hinaus zählen zu den Aufgaben von Milchtechnolog:innen auch die Bedienung von Anlagen, die Probeentnahme oder die sensorische Prüfung der Endprodukte auf Geruch, Geschmack oder Konsistenz. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und vermittelt nicht nur theoretisches Wissen, sondern beinhaltet auch praktische Erfahrungen in Milchverarbeitungsbetrieben.
Ausbildung
Milchwirtschaftliche:r Laborant:in
In der Ausbildung zum / zur milchwirtschaftlichen Laborant:in lernen Auszubildende die Analyse und Qualitätskontrolle von Milchprodukten. Dies umfasst die Untersuchung von Rohmilch und verschiedenen Milcherzeugnissen auf ihre chemische, physikalische und mikrobiologische Beschaffenheit. Während der Ausbildung, die in der Regel drei Jahre dauert, erlernt man nicht nur die bedeutsamen Laborverfahren, sondern auch die Anwendung moderner Technologien zur Qualitätssicherung in der Milchwirtschaft. Darüber hinaus werden angehende milchwirtschaftliche Laborant:innen in den Bereichen Hygienevorschriften, Datenauswertung und Dokumentation geschult, um einen reibungslosen Ablauf der Produktionsprozesse zu gewährleisten. Auch Inhalte aus den Bereichen Umweltschutz oder Recht werden in der Ausbildung vermittelt.
Weiterbildung
Molkereimeister:in
Wer eine Weiterbildung als Molkereimeister:in absolvieren und den Titel "Bachelor Professional" erlangen möchte, muss eine abgeschlossene Ausbildung in einem anerkannten Beruf wie Milchtechnolog:in mit zwei Jahren Berufspraxis oder eine erfolgreiche Abschlussprüfung in einem anerkannten landwirtschaftlichen Ausbildungsberuf mit mindestens dreijähriger Berufspraxis vorweisen. Alternativ qualifiziert auch eine fünfjährige Berufspraxis im Bereich der Milchwirtschaft für die Meister-Ausbildung.
Die Meisterprüfung besteht aus den Bereichen Prozess- und Verfahrenstechnik, Betriebs- und Unternehmensführung sowie Berufsausbildung und Mitarbeitendenführung. Zur Vorbereitung auf diese Prüfung kann man eine berufsbegleitende Weiterbildung machen oder einen 8-10 Monate langen Kurs in Vollzeit. Die LUFA Nord-West bietet Vorbereitungslehrgänge zur Prüfung an, die Meisterprüfung kann wiederum bei verschiedenen Instituten abgelegt werden, wie der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Landwirtschaftlichen Zentrum in Baden-Württemberg, dem Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Molkereiwirtschaft Kempten sowie der MLUA Oranienburg e.V. Nach bestandener Prüfung sind Molkereimeister:innen für die betrieblichen Arbeitsabläufe und die Ausbildung im Betrieb verantwortlich, legen Rezepturen fest und leiten Fachkräfte an.
Weiterbildung
Milchwirtschaftliche:r Labormeister:in
Voraussetzungen für die Weiterbildung zum/zur Milchwirtschaftlichen Labormeister:in sind eine abgeschlossene Ausbildung als Milchwirtschaftliche:r Laborant:in mit zwei Jahren Berufserfahrung oder eine bestandene Abschlussprüfung mit mindestens zweijähriger Berufspraxis in einem anderen relevanten Bereich. Die Prüfung umfasst Untersuchungs- und Verfahrenstechnik sowie Labor- und Mitarbeitendenführung. Aber auch die Themen Personalentwicklung und Betriebswirtschaft sind von großer Bedeutung.
Die Weiterbildung dauert in Vollzeit ein Jahr und kann an der Fachschule für Milchwirtschaftliches Laborwesen in Weidenbach (Bayern) absolviert werden. Nach bestandener Prüfung übernehmen Absolvent:innen nicht selten Führungsaufgaben, bilden Nachwuchskräfte aus und leiten Fachkräfte an.
Weiterbildung
Staatlich geprüfte:r Techniker:in für Milchwirtschaft und Molkereiwesen
Für die Weiterbildung im Bereich Lebensmitteltechnik mit Schwerpunkt Milchwirtschaft und Molkereiwesen wird der Abschluss in einem Ausbildungsberuf wie Milchtechnolog:in oder Milchwirtschaftliche:r Laborant:in sowie eine Berufspraxis von zwölf Monaten vorausgesetzt. Die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker für Milchwirtschaft und Molkereiwesen (m/w/d) dauert 2 Jahre und wird an der Staatlichen Technikerschule für Agrarwirtschaft in Kempten (Allgäu), in der Fachrichtung Milchwirtschaft und Molkereiwesen, absolviert. Sie umfasst 40 Wochen Vollzeitunterricht, in denen den angehenden Techniker:innen u.a. Wissen aus den Bereichen Produktions- und Verfahrenstechnik, Wirtschaftslehre und Recht, Produktionstechnologien, Qualitätsmangement, Betriebs- und Unternehmensführung sowie Mitarbeitendenführung vermittelt wird.
Die Absolvent:innen der Technikerschule können nach erfolgreich abgelegter Prüfung Führungsaufgaben im mittleren Management von Molkereien, Fachorganisationen oder auch Verbänden übernehmen. Mit ihrem Weiterbildungsabschluss können Techniker:innen auch ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung Zugang zu einem Studium erhalten und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Studienfach Lebensmitteltechnologie erwerben.
Studium
Lebensmitteltechnologie
Um sich in der Milchwirtschaft weiter zu spezialisieren und beispielsweise eine Anstellung in der Produktplanung, Produktionssteuerung oder im Bereich Qualitätssicherung / Qualitätsmanagement zu ergreifen, kann man das Studium Lebensmitteltechnologie aufnehmen.
Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie
Neben der allgemeinen Lebensmitteltechnogie steht Interessierten auch das Bachelor-Studium "Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie" zur Verfügung, das von der Hochschule Hannover angeboten wird und 7 Semester dauert. Der Studiengang Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie integriert dabei Fachkenntnisse aus Lebensmittel- und Naturwissenschaft, Ingenieurwissenschaft, Chemie, Biologie, Maschinenbau, Technik und Wirtschaft.
Lebensmittel- und Verpackungstechnologie,
Schwerpunkt Molkereitechnologie
Alternativ bietet die Hochschule Kempten auch ein Bachelor-Studium "Lebensmittel- und Verpackungstechnologie" an, das u.a. den Schwerpunkt Molkereitechnologie beinhaltet. Dieses umfasst ebenfalls 7 Semester und lehrt beispielsweise Inhalte aus den Bereichen Natur- und Ingenierwissenschaften, Lebensmittelverfahrenstechnik, Verpackungstechnik mit Schwerpunkt Kunststoffe sowie Anlagentechnik im Abfüll- und Verpackungsmaschinenbau.
Dairy Science / Milch- und Verpackungswirtschaft
Wer nach seinem Bachelor direkt einen spezialisierten Master im Bereich Milchwirtschaft anhängen möchte, kann etwa das Studium "Milch- und Verpackungswirtschaft" (3 Semester) an der Hochschule Hannover oder "Dairy Science" (4 Semester) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel aufgreifen. In Ersterem liegt der Fokus ebenfalls auf der Lebensmittelverpackungstechnologie und schließt mit einem Master of Engineering ab, während der Studiengang "Dairy Science" ein umfassendes Wissen über die Produktionswege der Milch umfasst, sämtliche wirtschaftliche Fakotren wie Produktion, Verarbeitung und Vermarktung behandelt und mit dem Master of Science abschließt.
Studium
Ökotrophologie, Lebensmittelchemie u.a.
Alternativ zum Lebensmitteltechnologie-Studium kann man in der Milchbranche auch mit anderen allgemeinen sowie lebensmittelspezifischen Studiengängen durchstarten. Dazu gehören neben einem klassischen BWL-Studium zum Beispiel das ernährungwissenschaftliche Ökotrophologie-Studium oder ein Studium der Lebensmittelchemie, die beide an zahlreichen Universitäten in Deutschland angeboten werden. Mehr Informationen zu den einzelnen Studiengängen finden sich jeweils in den Karrierewegen Ökotrophologie und Lebensmittelchemie.
Arbeitgeber in der Milchbranche
In der Milch- und Molkereiwirtschaft bieten sich Fachkräften vielfältige Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Betrieben. Ein zentraler Arbeitsbereich ist die Produktion, in der Fachkräfte für Molkereitechnik und Lebensmitteltechnologie tätig sind. Hier sind sie für die Verarbeitung von Milchprodukten wie Käse, Joghurt und Butter verantwortlich.
In milchverarbeitenden Betrieben und Molkereien spielen Effizienz, Hygiene und Qualitätskontrolle eine entscheidende Rolle, wodurch die Expert:innen beispielsweise in den Bereichen Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement eingesetzt werden, um die sichere Produktion der Milcherzeugnisse zu gewährleisten und beste Produkte herstellen zu lassen.
Darüber hinaus bieten Forschung und Entwicklung in der Milch- und Molkereiwirtschaft anspruchsvolle Arbeitsbereiche. Fachkräfte in diesem Bereich beschäftigen sich mit der Entwicklung neuer Produkte, der Optimierung von Produktionsprozessen und der Integration innovativer Technologien. Ihre Arbeit trägt dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken und den stetig wachsenden Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. In Forschungslaboren arbeiten sie an neuen Rezepturen, Verfahren und Technologien, um die Branche kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Neben Molkereien, Käsereien und anderen milchverarbeitenden Betrieben können Expert:innen aus der Milchwirtschaft auch in Unternehmen mit Spezialisierung auf Getränke, Süßwaren oder andere Bereiche tätig werden. Informationen zu den einzelnen Unternehmen in der deutschen Lebensmittelwirtschaft findet man in der foodjobs.de-Unternehmensdatenbank.
Gehalt
Aktuelle Informationen rund um die Gehälter – vom Praktikumsgehalt und Einstiegsgehalt nach dem Studium über Gehälter im Bereich Lebensmitteltechnik, Lebensmitteltechnologie oder Ökotrophologie bis hin zu den Gehälter von Berufserfahrenen in der Lebensmittelindustrie – werden hier aufgeführt:
Schon gewusst?
Aufstiegs-BAföG
Für eine Weiterbildung, etwa als Lebensmitteltechniker:in, kann man zur Finanzierung ein Aufstiegs-BAföG beantragen. Damit wird die Fortbildung von Fachkräften unterstützt, unabhängig vom Alter.
Wie viel Milch produziert eine Kuh?
Laut dem Bundesinformationszentrum Landwirtschaft produziert eine durchschnittliche Milchkuh in Deutschland täglich etwa 27 Liter Milch. Nimmt man an, dass die Kuh nach der Geburt des Kalbs ca. zehn Monate gemolken wird, ergibt sich eine Gesamtmenge von rund 8.250 Litern Milch pro Jahr.
Käse-Kaiser Deutschland
Laut Statista führte Deutschland im Jahr 2022 weltweit den Export von Käse aus Kuhmilch an, wobei das Exportvolumen der Bundesrepublik etwa 1,2 Millionen Tonnen betrug. Dabei produziert Deutschland genug Käse, um nicht nur sich selbst zu versorgen, sondern exportiert auch einen Teil seiner Eigenproduktion, vor allem Schnittkäse und halbfesten Schnittkäse wie Gouda. Hauptzielländer für den Käseexport (einschließlich Quark) sind Italien, die Niederlande und Frankreich. Im Gegensatz dazu ist Deutschland bei Weichkäsen wie Camembert und Brie auf Importe aus anderen Ländern angewiesen.
Wie kommen die Löcher in den Käse?
Während der Produktion von Käse entsteht Kohlensäuregas durch spezielle Reifekulturen. Aufgrund der Beschaffenheit des Käseteigs und der festen Rinde kann dieses Gas nicht entweichen. Dies führt dazu, dass sich verschieden große Hohlräume im Käse bilden – die klassischen Löcher.
Links zur Milchbranche
- Zentralverband Deutscher Milchwirtschaftler e. V.
- Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft
- Milchwirtschaftliches Bildungszentrum
- Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Milchanalytik Triesdorf
- Landwirtschaftliches Zentrum Baden-Württemberg Milchwirtschaft Wangen
- Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Molkereiwirtschaft
Kempten - MIV - Milchindustrie Verband
Bilder: © Unsplash
Grafiken: © foodjobs.de