Karrierewege in der Bier- und Braubranche
Wofür ist Deutschland bekannter als für Sauerkraut, Bratwurst, Brot und Bier? Richtig. Die zünftigen Klassiker stehen nicht nur hierzulande hoch im Kurs. Auch im Ausland wird Deutschland für seine deftigen Schmankerl gefeiert – und das nicht nur bei Oktoberfest-Ablegern auf der ganzen Welt. Dabei steht natürlich das deutsche Bier im Zentrum, das hierzulande auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblickt.
Doch wer jetzt nur an das klassische Helle oder ein herbes Pils denkt, hat wohl die Trends der letzten Jahre verpasst. Denn so vielseitig und komplex wie das Handwerk selbst, so facettenreich sind auch seine Ergebnisse, die an Geschmacksvielfalt kaum zu überbieten sind: Ob ein fruchtiges Craftbier, ein frisches Kölsch, ein reichhaltiges Kellerbier oder doch lieber ein würziges Bock – in Deutschland stellen tagtäglich zahlreiche Groß- sowie Kleinbrauereien die verschiedensten Kreationen her, die für jeden Geschmack etwas bereithalten.
- Berufe in der Braubranche
(Ausbildung, Weiterbildung, Studium) - Arbeitgeber in der Braubranche
- Facts: Schon gewusst?
- Weiterführende Links in der Braubranche
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Berufe in der Bier- und Braubranche
Ausbildung
Brauer:in & Mälzer:in
Wer sich beruflich der Herstellung von Getränken, im Speziellen der Herstellung von Bier, widmen möchte, sollte über eine Ausbildung als Brauer:in bzw. Mälzer:in nachdenken. Bei dieser handelt es sich sozusagen um eine Art Doppelausbildung, da die Auszubildenden zwei Handwerke von der Pike auf lernen: Denn nur mit der Auswahl des richtigen Malzes lässt sich auch das gewünschte Bier herstellen.
Neben einem technischen Verständnis, einer guten Beobachtungsgabe und einer schellen Reaktionsfähigkeit sollten Auszubildende auch eine Hands-on-Mentalität mitbringen, die für die Arbeit in der Brauerei unerlässlich ist. Während der Ausbildung lernen sie unter anderem die Qualitätsprüfung von Roh-, Hilfs- sowie Betriebsstoffen, den Maisch- und Kochvorgang verschiedener Biertypen sowie die Durchführung von Wasseranalysen oder die Prüfung von Würzkonzentrationen oder Klarheit.
Weiterbildung
Braumeister:in und Mälzermeister:in
Wer nach seiner erfolgreich abgeschlossenen Gesellenprüfung und zwei Jahren Berufserfahrung mehr Verantwortung übernehmen möchte, kann seine Meisterprüfung zum bzw. zur Braumeister:in / Mälzermeister:in ablegen. Zur Vorbereitung auf die Prüfung empfiehlt sich ein Kurs in Vollzeit (ca. ein Jahr) oder in Teilzeit (ca. zwei bis drei Jahre), der etwa an einer Meisterschule absolviert werden kann. Nach bestandener Meisterprüfung können etwa Aufgaben wie die Planung, Steuerung und Überwachung der Arbeitsprozesse in Brauereien und Mälzereien, die Betreuung von Kunden und Lieferanten sowie die Führung von Mitarbeitenden und Auszubildenden übernommen werden.
Weiterbildung
Betriebsbraumeister:in
Für die Meisterprüfung zum bzw. zur Betriebsbraumeister:in muss man ebenfalls eine abgeschlossene Gesellenprüfung sowie zwei Jahre Berufspraxis vorweisen können. Hierzu sind mindestens in drei der nachstehenden Gebiete Tätigkeiten von zumindest je einem halben Jahr nachzuweisen: Malzbereitung, Würzeherstellung (Schroterei, Wasseraufbereitung, Sudhaus), Würzekühlung und Gärkeller, Reifung, Filtration, Getränkeabfüllung. Nach erfolgreich abgeschlossener Meisterprüfung, deren Vorbereitung je nach Zeitmodell zwischen Vollzeit und Teilzeit mehrere Monate bis zwei Jahre dauern kann, übernehmen Betriebsbraumeister:innen Fach- sowie Führungsaufgaben.
Unterschied Braumeister:in & Betriebsbraumeister:in
Während sich die Weiterbildung als Braumeister:in auf die Kunst des Bierbrauens konzentriert und Braumeister:innen primär für die Rezepturentwicklung und den gesamten Brauprozess verantwortlich sind, lernen Betriebsbraumeister:innen in ihrer Weiterbildung überdies Managementaspekte und weiterführendes Wissen zu betrieblichen Abläufen, um eine reibungslose Produktion in einer Brauerei sicherzustellen.
Weiterbildung
Getränkebetriebsmeister:in
Wer seinen Meister mit Fokus auf die allgemeine Herstellung von Getränken absolvieren möchte, statt das Augenmerk auf die Bierproduktion zu legen, kann sich für eine Weiterbildung zum bzw. zur Getränkebetriebsmeister:in entscheiden. Voraussetzung für die Zulassung zur Meisterprüfung ist auch hier eine abgeschlossene Gesellenprüfung, etwa in einem Beruf der Getränkebranche, und einschlägige Berufspraxis von zwei Jahren. Dazu müssen in drei der nachstehenden Gebiete Tätigkeiten von mindestens einem halben Jahr nachgewiesen werden: Grundstoffverarbeitung, Getränkeabfüllung, Betriebshygiene, Qualitätsüberwachung oder Maschinenbedienung.
Die Weiterbildung als Getränkebetriebsmeister:in wird ausschließlich von Doemens e. V. – einem international tätigen Fortbildungs- und Beratungsunternehmen für die Brau-, Getränke- und Lebensmittelwirtschaft – angeboten. Nach erfolgreich bestandener Prüfung können die Getränkebetriebsmeister:innen etwa die Leitung der Getränkeproduktion und Überwachung der Abfüllanlagen in Keltereien und anderen Betrieben sowie Verwaltungsaufgaben übernehmen. Die Dauer des Vorbereitungskurses zur Prüfung beträgt 1,5 Jahre.
Weiterbildung
Betriebswirt:in der Getränkewirtschaft
Wer eine Führungsaufgabe in einem produzierenden Unternehmen aus den Sparten Brauerei, Mineralbrunnen, Alkoholfreie Getränke, Getränke-Großhandel oder Getränke-Einzelhandel übernehmen möchte, kann die Weiterbildung zum bzw. zur Betriebswirt:in in der Getränkewirtschaft aufgreifen. Diese vermittelt vorrangig betriebswirtschaftliche Entscheidungsgrundlagen, um die Entscheidungsfähigkeit von potentiellen Führungskräften der Getränkebranche zu trainieren. Die Weiterbildung ist berufsbegleitend, umfasst zwei Jahre und wird von Doemens e. V. angeboten.
Studium
Lebensmitteltechnologie / Brauwesen- und Getränketechnologie
Neben der allgemeinen Lebensmitteltechnogie werden an zahlreichen Universitäten in Deutschland auch spezielle Studiengänge mit Fokus auf Brauwesen- und Getränketechnologie angeboten. Darunter etwa an der Uni Geisenheim, der TU Berlin, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, der Uni Gießen oder der TU München. Die Getränketechnologie beschäftigt sich vorrangig mit den Prozessen der Getränkeproduktion und den biotechnologischen, physikalischen, chemischen sowie biologischen Vorgängen im gesamten Verarbeitungsprozess. Wer kein Abitur hat, kann auch durch eine vorher abgelegte Meisterprüfung oder eine Weiterbildung als Lebensmitteltechniker:in studieren. Denn diese Qualifikationen gelten als eine Art Hochschulreife.
Studium
Ökotrophologie, Lebensmittelchemie u.a.
Alternativ zum Lebensmitteltechnologie-Studium kann man in der Bier- und Braubranche auch mit anderen allgemeinen sowie lebensmittelspezifischen Studiengängen durchstarten. Dazu gehören neben einem klassischen BWL-Studium zum Beispiel das ernährungwissenschaftliche Ökotrophologie-Studium oder ein Studium der Lebensmittelchemie, die beide an zahlreichen Universitäten in Deutschland angeboten werden. Mehr Informationen zu den einzelnen Studiengängen finden sich jeweils in den Karrierewegen Ökotrophologie und Lebensmittelchemie.
Weitere Fortbildungen
Die Bier- und Brauwesenbranche ist ein weitläufiges Feld mit zahlreichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Neben der klassischen Ausbildungen als Brauer:in / Mälzer:in, den Meisterprüfungen sowie dem Studium der Brauwesen- und Getränketechnologie bieten einige Institute und Bildungsanbieter Spezialisierungskurse an, die sowohl für Mitarbeitende in der Gastronomie als auch für Angestellte in der Industrie interessant sind und bestehende Fähigkeiten weiter ausbauen können. Darunter befindet sich etwa die Fortbildung zum / zur Biersommelière, eine mehrtägige Schankanlagen-Ausbildung oder eine Teilnahme an der englischsprachigen World Brewing Academy in Chicago.
Arbeitgeber in der Bier- und Braubranche
In der lebendigen Braubranche Deutschlands eröffnen sich vielfältige berufliche Perspektiven für Expert:innen, sei es als erfahrene Brauer:innen oder versierte Mälzer:innen. Kleine Brauereien bieten oft ein kreatives Umfeld, in dem Fachkräfte die Möglichkeit haben, innovative Biere zu entwickeln und regionale Geschmacksvielfalt zu fördern.
Gleichzeitig bieten international agierende Großbetriebe der Brauindustrie in Deutschland umfassende Karrieremöglichkeiten für die Fach- und Führungskräfte der Branche. So können Profis etwa an der Gestaltung bekannter Marken mitwirken oder Fuß in der Qualitätskontrolle oder der Forschung und Entwicklung fassen.
Unabhängig von der Größe des Betriebes sind Exper:innen aus dem Brauwesen gefragt und können auch in einem Betrieb mit Spezialisierung auf alkoholfreie Getränke eine Anstellung finden. Informationen zu den einzelnen Unternehmen in der deutschen Brauwesen- und Getränkeindustrie findet man in der foodjobs.de-Unternehmensdatenbank.
Gehalt
Aktuelle Informationen rund um die Gehälter – vom Praktikumsgehalt und Einstiegsgehalt nach dem Studium über Gehälter im Bereich Lebensmitteltechnik oder Lebensmitteltechnologie bis hin zu den Gehälter von Berufserfahrenen in der Lebensmittelindustrie – werden hier aufgeführt:
Schon gewusst?
A woman's world
Die Tradition des Bierbrauens lag früher in erster Linie in Frauenhand. Schon im Alten Ägypten galt das Brauen als klassische Haushaltstätigkeit, weshalb bereits in der Antike Frauen zu echten Bier-Profis heranreiften. Dies setzte sich auch über die Landesgrenzen hinweg jahrhundertelang fort. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war das Bierbrauen in vielen europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, ebenfalls im Haushalt angesiedelt und deshalb "Frauensache", vergleichbar mit dem täglichen Backen von Brot.
Vielfalt
Laut dem Deutschen Brauer-Bund gibt es in Deutschland rund 1.500 Braustätten, die insgesamt knapp 28.000 Personen in Deutschland beschäftigen. Und genau diese Menschen sind es, die tagtäglich ihr Know-how, ihre Leidenschaft und ihre Kreativität verbinden, um köstliches Bier mit den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen herzustellen: So können Konsument:innen mittlerweile zwischen ca. 7.500 Biermarken in Deutschland wählen und dürfen sich damit über den abwechslungsreichsten Biermarkt der Welt freuen.
Kulturerbe
Welche Tradition das hopfenhaltige Getränk und dessen Herstellung in Deutschland hat, zeigt sein Status als Kulturerbe: Auf Antrag des Deutschen Brauer-Bundes und weiteren Organisationen sowie auf Empfehlung des Expertenkomitees der Deutschen UNESCO-Kommission wurde das handwerkliche Bierbrauen im März 2020 zum Immateriellen Kulturerbe erklärt.
Hanf
Hopfen wird beim Bierbrauen aus unterschiedlichen Gründen verwendet: Während er dem Bier seinen charakteristischen bitteren Geschmack verleiht, dient die Zutat als natürliches Konservierungsmittel und fördert die Aromatisierung des Bieres. Angebaut wird Hopfen vorrangig in der Hallertau, einer Region in Bayern, in der ca. 80 Prozent des deutschen Hopfens angebaut wird. Die grünen Pflanzen gehören übrigens zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae) und teilen genetische Ähnlichkeiten mit Cannabis-Pflanzen, darunter auch ihre Blütenstrukturen.
Links zur Bier- und Braubranche
- Deutscher Brauer-Bund e.V.
- Private Brauereien Bayern e.V.
- Die Freien Brauer GmbH & Co. KG
- Doemens e. V.
- Institut für Gärungsgewerbe und Biotechnologie zu Berlin
- Bund der Getränkebetriebsmeister e. V
Bilder: © Unsplash
Grafiken: © foodjobs.de