Karrierewege in der Önologie und Weinwirtschaft

Unter den alkoholischen Getränken trägt Wein hierzulande eine besondere Bedeutung als Kulturgut. Schließlich blickt die Weinkultur in Deutschland auf eine mehr als 2.000 Jahre alte Geschichte zurück. Die ältesten Weinberge befinden sich dabei an den Ufern des Rheins und der Mosel, die auch heute noch zu den wichtigsten Weinanbaugebieten Deutschlands zählen.

In insgesamt 13 deutschen Anbaugebieten werden so Tag für Tag saftige Trauben gepflegt, um später elegante Tropfen für den Handel, die Gastronomie und Industrie herzustellen. Dabei bedarf es höchster Expertise von Profis wie Winzer:innen, Technolog:innen oder Kellermeister:innen, die neben grundlegenden betriebswirtschaftlichem Wissen vor allem biologisches, physikalisches, chemisches und agrarwissenschaftliches Know-how mitbringen müssen.

Schließlich fängt der Kreislauf der Weinherstellung mit der Rebe an und hört beim Vermarkten des fertigen Produktes auf, damit Menschen auf der ganzen Welt hochwertige, vollmundige und präzise Weine wie Riesling, Spätburgunder oder Winzersekt genießen können. 
 

 


Ausbildung
Winzer:in

Während der dreijährigen Ausbildung zum bzw. zur Winzer:in lernt man das Weinhandwerk von der Pike auf: Neben dem Pflanzen von Weinstöcken, der Pflege der Reben sowie deren Düngung und Schädlingsbekämpfung wird den Auszubildenden auch die korrekte Weinlese beigebracht, so etwa von Hand und mit Hilfe von Maschinen. Ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist selbstverständlich die Weiterverarbeitung der Trauben nach der Lese und die damit verbundende Herstellung von Rotweinen, Weißweinen sowie Sekt. Neben chemischen, biologischen sowie physikalischen Grundlagen erlernen die Auszubildenden in dieser landwirtschaftlich geprägten Ausbildung zahlreiche agrarwissenschaftliche Kernkompetenzen, die sie für den Anbau von Wein benötigen. Wer sich für die Ausbildung interessiert, sollte technisches Interesse sowie eine ausgeprägte Hands-on-Mentalität mitbringen.

Ausbildung
Weintechnolog:in / Weinküfer:in

Während die Ausbildung als Winzer:in zahlreiche agrarwissenschaftliche Aspekte mit sich bringt, fokussieren sich Auszubildende der Weintechnologie vorrangig auf die Herstellung von Wein mitsamt ihrer biochemischen Aspekte. Nach Anlieferung der Trauben in der Winzerei oder Weinkellerei bis zum späteren Versand der Flaschen lernen angehende Weintechnolog:innen die Zerkleinerung der Trauben zur Maische, die Auspressung zu Most sowie dessen Vorklärung und Gärung. Dabei prüfen die Auszubildenden unter anderem den Alkohol- und Zuckergehalt des Traubenmosts im Labor, untersuchen dessen Farbe und Bukett oder prüfen die fachmännische Lagerung des Weines. Die Berufsbezeichnung "Weinküfer:in" wurde in 2013 von dem heute gängigen Job-Titel "Weintechnolog:in" abgelöst. 

 


Weiterbildung
Sommelièr:e

Wer sich mehr auf die Beratung von Gästen und Kunden spezialisieren möchte, statt in der Produktion tätig zu sein, kann sich zum / zur Sommelièr:e weiterbilden lassen. Hierbei handelt es sich zwar nicht um eine geschützte Berufsbezeichnung, als professione:r Sommelière legt man jedoch üblicherweise eine entsprechende Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab, die den maßgeblichen Standard bildet. Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist eine abgeschlossene Ausbildung und zwei Jahre Berufserfahrung in einem relevanten Bereich wie der Gastronomie. Ein Lehrgang zur Prüfung ist nicht verpflichtend, jedoch ratsam, und kann als Intensivkurs etwa mehrere Wochen oder als berufsbegleitender Teilzeitkurs bis zu 14 Monate umfassen. 

Als Sommelièr:e ist man verantwortlich für die Weinauswahl in der Gastronomie, wozu unter anderem die Zusammenstellung der Weinkarte, die Beratung am Gast sowie die Empfehlung und Kombination von Speisen und Weinen gehört. Während der Weiterbildung werden unter anderem Informationen zu den Weinanbaugebieten, der Herstellung von Weinen sowie sensorische Grundlagen vermittelt.

 


Studium
Lebensmitteltechnologie / Önologie

Neben der allgemeinen Lebensmitteltechnogie kann man in Deutschland auch ein Önologie-Studium aufnehmen, um sich auf Wein zu spezialisieren. Das Studium, das an der Hochschule Geisenheim University angeboten wird, befasst sich mit der Weinwirtschaft und der Weinherstellung inklusive dem Keltern und Reifen des Weines. Neben landwirtschaftlichen Prozessen und Technologien werden auch zahlreiche naturwissenschaftliche Aspekte vermittelt. So lernen Studierende vom Anbau bis zum Endprodukt mit Hilfe neuster Technik und wissenschaftlicher Erkenntnisse einwandfreie Produkte herzustellen und diese später erfolgreich zu vermarkten. 

Aus dem Bereich Weinwirtschaft werden beispielsweise die Grundlagen der Önologie, die Biologie der Rebe und Traube sowie deren Züchtung oder die Weinsensorik vermittelt. Doch auch betriebswirtschaftliche Aspekte, darunter etwa Finanzen und Controlling oder Marketing, aber auch nationales wie internationales Weinrecht finden sich im Lehrplan eines Önologie-Studiums. Wer kein Abitur hat, kann auch durch eine vorher abgelegte Meisterprüfung oder eine Weiterbildung als Lebensmitteltechniker:in studieren. Denn diese Qualifikationen gelten als eine Art Hochschulreife.

 


Fortbildungen
WSET

In der Weinwirtschaft gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und weiterzubilden. Darunter fällt auch das sogenannte "WSET-Ausbildungsprogramm", das vom Wine & Spirit Education Trust – einer weltweit anerkannten Organisation zur Ausbildung und Zertifizierung im Bereich Wein, Spirituosen und Getränkemangement – angeboten wird. Die WSET-Kurse reichen von grundlegenden Einführungen bis hin zu fortgeschrittenen Spezialisierungen und werden in der Regel von Weinexpert:innen, Barkeeper:innen oder Sommelièr:es genutzt, die nach erfolgreich abgelegter Prüfung auf einen in der Branche hochangesehenen Abschluss blicken. 

 


Schon gewusst?

Anbaugebiete

In Deutschland gibt es insgesamt 13 Weinanbaugebiete: Ahr, Baden, Franken, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen und Württemberg. Je nach Standort werden hier unterschiedlichste Reben angebaut, wodurch jede Region für ihre charakteristischen Weine bekannt ist. Während der Rheingau oder die Mosel-Region beispielsweise Top-Rieslinge hervorbringt, freuen sich die Franken über leckeren Müller-Thurgau oder Silvaner, wohingegen es in Baden, an der Ahr oder in der Pfalz auch gern ein Glas roter Spätburgunder sein darf. 


Unterschied Perlwein und Schaumwein

Perl- und Schaumweine unterscheiden sich primär in ihrem Kohlensäuregehalt und der Art, wie diese erzeugt wird. Die Kohlensäure im Perlwein entsteht durch eine natürliche Gärung, die gestoppt wird, um einen gewissen Restzuckergehalt zu bewahren. Hierdurch entsteht ein geringerer Sprudeleffekt, dafür aber eine leichte Perlage mit feinen Bläschen. Beim Schaumwein wird hingegen eine zweite Gärung in der Flasche oder im Tank erzeugt, die sich "Méthode Champenoise" oder "Méthode Traditionnelle" nennt. Hierdurch wird eine höhere Menge an Kohlensäure erzeugt, was zu einer länger anhaltenden Perlung im Wein führt. 


Weiß schlägt Rot

Auf einer Fläche von mehr als hunderttausend Hektar werden in Deutschland jedes Jahr Millionen Hektoliter Wein hergestellt. Dabei gibt es einen klaren Sieger unter den Weinen, denn die deutschen Winzer:innen produzieren rund doppelt so viel Weißwein wie Rotwein, mit dem Spitzensieger Riesling, der 2021 laut Statistischem Bundesamt knapp ein Viertel der gesamten Rebfläche in Deutschland ausmachte. 


Viele Jahre auf dem Rebholz

Laut Angaben der Slowenischen Touristenorganisation steht die älteste bekannte Rebe der Welt im slowenischen Maribor, rund anderthalb Autostunden nordöstlich von der Hauptstadt Ljubljana entfernt. Die Rebe, die zur Sorte Schwarzsamtene oder Blauer Kölner gehört, soll sage und schreibe 450 Jahre alt sein und noch immer Früchte tragen. Auch im Guinnessbuch der Rekorde findet sie einen Platz. 

 


Newsletter

Newsletter
Geben Sie hier Ihre E-Mail Adresse ein: