Anzahl der Auszubildenden seit 2008 fast halbiert

26.07.2021, foodjobs.de.

Immer mehr Ausbildungsplätze in der deutschen Lebensmittelwirtschaft bleiben unbesetzt, was zu einem weiteren Anstieg des Fachkräftemangels führt. Dabei sind Bewerber mit einer abgeschlossenen Lehre gefragter denn je. 

Mit mehr als 6.000 Betrieben und über 600.000 Beschäftigten bildet die Lebensmittelbranche den viertgrößten Industriezweig Deutschlands und versorgt hierzulande tagtäglich 83 Millionen Bundesbürger mit qualitativ hochwertigen Nahrungsmitteln. Die meisten Betriebe der Food-Branche befinden sich in ländlichen Gegenden, wodurch nicht nur eine Balance, sondern gleichzeitig Stabilität in sämtlichen Regionen Deutschlands geschaffen wird. 

Die Ernährungswirtschaft ist überwiegend klein- und mittelständisch geprägt, sodass rund 90 Prozent der Angestellten in Unternehmen arbeiten, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen. Von sämtlichen Beschäftigten in der Lebensmittelindustrie waren im Jahr 2020 jedoch nur rund 30.000 Auszubildende, was einen Rückgang von minus 6 Prozent im Vorjahresvergleich bedeutet. Im Vergleich dazu sank die Anzahl der Auszubildenden in der Lebensmittelbranche innerhalb der letzten 12 Jahre sogar um insgesamt rund 42 Prozent, sodass sich die Zahl seit 2008 fast halbiert hat. 

Diese Negativentwicklung, die vor allem auf den demografischen Wandel zurückzuführen ist, stellt die deutsche Lebensmittelwirtschaft vor echte Herausforderungen. So werden Fachkräfte händeringend benötigt, um mittel- und langfristig das Wachstum der Betriebe gewährleistet zu können. Zeitgleich bleiben die Auszubildendenzahlen weiter rückläufig und offene Ausbildungsplätze werden nicht besetzt. Denn laut ANG-Jahresbericht 2020 blieben allein im letzten Jahr rund 6 Prozent der Ausbildungsstellen frei. Am schwierigsten gestaltete sich dabei die Rekrutierung von Bewerbern für technische Berufe, wie Elektroniker, Fachinformatiker oder Maschinen- und Anlagenführer. Doch auch bei ernährungsspezifischen Berufen wie der Fachkraft für Lebensmitteltechnik ließen sich nicht genügend Auszubildende finden. 

Währenddessen lässt sich ein stetiger Anstieg von Schulabsolventen mit Abitur erkennen. So wuchs die Anzahl derjenigen, die sich für die Fach- bzw. allgemeine Hochschulreife entscheiden haben laut Statista seit 2008 von rund 24 Prozent auf ganze 32 Prozent in 2017. Damit absolviert heutzutage jeder dritte Schüler sein Abitur – eine Entwicklung, die sich laut Bianca Burmester, Geschäftsführerin von foodjobs.de, auch in den Auszubildendenzahlen bemerkbar macht: „Während früher Abiturienten direkt nach Schulabschluss eine Lehre begonnen haben, beginnt heute fast jeder Absolvent ein Studium oder macht ein freiwilliges soziales Jahr. Die zunehmende Akademisierung in der deutschen Wirtschaft führt meiner Meinung nach auch dazu, dass Ausbildungsplätze nicht besetzt werden.“

Die Entscheidung für das Abitur bzw. ein Studium und gegen eine Ausbildung hat laut Bianca Burmester verschiedene Gründe: „Die meisten Schüler heutzutage sind der festen Überzeugung, dass sie durch ein Studium bessere Aufstiegsmöglichkeiten und höhere Gehälter erwarten können. Dabei vergessen jedoch die meisten, dass eine vorige Lehre ein Studium nicht ausschließt – ganz im Gegenteil: Durch die Lehre sammelt man Einblicke in die wahre Arbeitswelt, steigert seine Hands-on-Mentalität und entwickelt wichtige Soft Skills wie Empathie, Team- und Kommunikationsfähigkeit – genau das, wonach die Arbeitgeber der Branche händeringend suchen.“

 

 

QUELLEN


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