Braucht die Lebensmittelbranche mehr Promovierte?

08.04.2021, foodjobs.de.

Der Bedarf an Promovierten in der deutschen Lebensmittelwirtschaft ist vorhanden. Doch welche Vor- und Nachteile ergeben sich durch den Erhalt des Doktorgrades für den Berufseinstieg?

Nach dem Bachelorabschluss hängen viele Studierende einen Master an. Nur die wenigsten entscheiden sich im Anschluss für eine Promotion, die mit beruflichem Ausfall und Vorurteilen beim Jobeinstieg verbunden sein kann. 

Doch wie ist der Bedarf an Mitarbeitern mit Promotion in der deutschen Lebensmittelwirtschaft und welche Vor- und Nachteile ergeben sich für sie? Genau diesen Fragen sind wir mit einer aktuellen Blitzumfrage* nachgegangen, um den Arbeitsmarkt für Promovierte transparenter zu machen.

Laut Angaben der Befragten beschäftigt nur rund ein Drittel der kleinen und mittleren Unternehmen überhaupt Mitarbeiter mit Promotion. Im Durchschnitt sind es drei bis zehn Promovierte im Betrieb bei Klein- bzw. mittleren Unternehmen. Im Gegensatz dazu steigt die Zahl der Promovierten in größeren Unternehmen deutlich an, denn von den mittelgroßen und Großunternehmen beschäftigen ganze 90% Promovierte, durchschnittlich sogar sieben in mittelgroßen und stolze 85 in Großunternehmen. Dies ist nicht verwunderlich, da Großunternehmen häufig über eine Forschungsabteilung verfügen, wodurch der Bedarf an Promovierten allemal steigt. 

Doch bleibt es laut Einschätzungen der Befragten bei dieser Verteilung oder ändert sich der Bedarf an Promovierten in der Lebensmittelwirtschaft? Bei dieser Frage scheiden sich laut Ergebnissen die Geister. Genau die Hälfte der Teilnehmer aus wissenschaftlichen Einrichtungen vertritt hier ihre Zunft und ist der Meinung, dass der Bedarf an Promovierten in den nächsten fünf Jahren steigen wird. Diese Überzeugung teilen jedoch nur 15,5% der Befragten aus den Unternehmen. Gleichzeitig ist jedoch mehr als die Hälfte davon überzeugt, dass der Bedarf an Promovierten zumindest gleich bleibt.

Somit landen die Promovierten, neben den wissenschaftlichen Einrichtungen, hauptsächlich bei den Big Playern der Branche – und das kann sich für die Großunternehmen lohnen: Während laut Angaben der Befragten Promovierte über ein tiefes Fachwissen und gute analytische Fähigkeiten verfügen, bringen sie bei ihrem Einstieg auch oft ein vielversprechendes Netzwerk ins Unternehmen mit. Demnach profitiert der Arbeitgeber nicht nur von der systematischen Herangehensweise oder den impulsgebenden Denkansätzen der Promovierten, sondern auch von vorhandenen Kontakten aus Fachkreisen. Und auch die Promovierten dürfen sich über diverse Vorteile durch ihren Doktorgrad freuen, denn neben ihrem Expertendasein und wissenschaftlichem Know-how, erwarten sie gute Aufstiegschancen sowie höhere Gehälter.

Neben diesen Benefits, kann ein Doktor-Titel jedoch auch Nachteile für den Berufseinstieg mit sich bringen. So gaben die meisten der Befragten an, dass Promovierte unter Umständen als zu überqualifiziert gelten, zu wenig Praxiserfahrung mitbringen und durch das lange Dasein an Uni oder Hochschule zu theoretische Denkansätze vertreten. Nicht wenige gaben zudem an, ihre Kollegen mit Doktortitel hätten Schwierigkeiten, sich im Team zu integrieren und würden die Unternehmen zu viel kosten. 

Während in anderen Sparten wie der Medizin ein Doktortitel mit einer Art Gütesiegel vergleichbar ist, müssen sich die Promovierten in der Lebensmittelbranche demnach mit diversen Vorurteilen befassen. Attestiert man Ärzten dieselben vermeintlichen Charaktereigenschaften oder sind es nur die Promovierten aus anderen Wissenschaften, die eine geringere Sozialkompetenz oder ein zu theoretisches Denken diagnostiziert bekommen?

Fest steht, dass für eine Balance im Unternehmen nicht jeder Mitarbeiter über dieselben Hard und Soft Skills verfügen muss. Vielmehr zeichnet sich ein erfolgreiches Unternehmen durch Diversität aus. Denn starke Teams bestehen aus Mitarbeitern mit unterschiedlichen Fähigkeiten. 

Der Bedarf an Promovierten in der deutschen Lebensmittelwirtschaft ist vorhanden und mag sich in den kommenden Jahren sogar steigern. Doch bei der Motivation zur Promotion bleibt abzuwarten, was die Promovierten selbst sagen. Denn am Ende sind es nicht nur das gesellschaftliche Ansehen oder die verbesserten Berufsbedingungen, die zu einer solchen Entscheidung führen, sondern vor allem Leidenschaft und Selbstverwirklichung.

 

* Über die foodjobs Blitzumfrage

Online-Umfrage im Zeitraum vom 10. bis 26. März 2021 Stichprobe: 124 Personen aus wissenschaftlichen Einrichtungen und Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft.

Wo arbeiten Sie zurzeit?

Wissenschaftliche Einrichtung (z.B. Uni, FH, Forschungsinstitut): 12,1%

Kleines Unternehmen (< 50 MA): 14,5%

Mittleres Unternehmen (51-250 MA): 26,6%

Mittelgroßes Unternehmen (251-500 MA): 8,1%

Großes Unternehmen (> 500 MA): 38,7%


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