Outing im Job – Auch bei Kunden?

23.06.2021, foodjobs.de.

Die Studie „Out im Office! Out vor Kunden_innen?“ beleuchtet die Arbeitssituation von LSBT*I*Q+ Personen in Deutschland und zeigt: Je offener die Kommunikation, desto höher die Zufriedenheit. 

Forschungen rund um das Leben und den Alltag der LSBT*I*Q+ Community fallen bislang immer noch sehr spärlich aus. Umso wichtiger sind Studien wie „Out im Office! Out vor Kunden_innen?“, die die Arbeitssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans* und *inter Beschäftigten (LSBT*I*Q+) genauer untersuchen und dabei ein Bild der aktuellen Situation zeichnen. 

Ins Leben gerufen wurde die Studienreihe vor 6 Jahren durch das Institut für Diversity- & Antidiskriminierungsforschung (IDA), in Kooperation mit der Hochschule Fresenius und mit Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Dabei wollen Forscher wie Prof. Dr. Dominic Frohn, wissenschaftlicher Leiter des IDA und Dozent für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius, herausfinden, wie LSBT*I*Q+ Personen ihren Arbeitsalltag in Berufen mit Kundenkontakt erleben und wie offen sich die Kommunikation mit den Kunden und Kundinnen gestaltet.  

Während das Durchschnittsalter der Befragten bei 46 Jahren liegt und eine überraschende Mehrheit von 87,9 Prozent die Fachhochschul- oder allgemein Hochschulreife aufweist, arbeiten mehr als zwei Drittel in einem Angestelltenverhältnis und 40,5 Prozent als Führungskräfte mit und ohne Personalverantwortung. Von allen Teilnehmern steht zudem mehr als die Hälfte tagtäglich in Kontakt mit Kunden und betrachtet dies als wirtschaftlichen Hauptfaktor ihrer Arbeit.

Doch wie genau gestaltet sich der Umgang mit Dimensionen wie der eigenen sexuellen Identität, Geschlechtsidentität sowie Geschlechtlichkeit am Arbeitsplatz? Wie offen wird das Outing gegenüber Kunden kommuniziert? Über welche Erfahrungen berichten die Teilnehmer und wo liegt der Schlüssel zum Erfolg? 

Für die meisten Teilnehmer gestaltet sich die offene Kommunikation mit Kollegen sowie Führungskräften deutlich einfacher. Gleichzeitig gab nur ein geringer Teil der LSBT*I*Q+ Befragten an, mit allen Kunden transparent über ihre sexuelle Identität, Geschlechtsidentität oder Geschlechtlichkeit zu sprechen. „Auffällig ist, dass es deutlich weniger Offenheit im Kunden*innen-Kontakt als gegenüber Kolleginnen gibt“, bestätigt Prof. Frohn und erklärt: „Dabei spielt ein positiver Umgang mit Vielfalt, den es mittlerweile in vielen Betrieben gibt, eine wichtige Rolle: So werden in Unternehmen Diversity-Kompetenzen zunehmend gefördert.“

Zudem ergab die Studie, dass diejenigen Teilnehmer, die einen offenen Umgang mit ihren Kunden pflegen, eine positivere Akzeptanzerfahrung wahrnehmen. Im Gegensatz dazu fällt die Unsicherheit bei den Teilnehmern, die verschlossener mit diesen Dimensionen umgehen, deutlich höher aus. Ein Zehntel der Befragten vermutet darüber hinaus, dass sich Kunden bei einer offenen Kommunikation auch bewusst für sie als Person entschieden haben. Insgesamt zeigte sich: Je offener sich die Befragten einstufen, desto höher bewerten sie auch ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz. 

Während der Großteil der LSBT*I*Q+ Personen leider nach wie vor Diskriminierung erleben muss, ist fast die Hälfte der Befragten der Meinung, aufgrund ihrer spezifischen Lebensgeschichte über besondere Kompetenzen wie Offenheit oder Kommunikationsfähigkeit im Kundenkontakt zu verfügen. Über ein Drittel der Befragten hat zudem den Eindruck, dass sich Kunden ihnen besonders anvertrauen können.  

Für Joachim Stamp, Familienminister von Nordrhein-Westfalen, ist die Förderung der Studienreihe ein entscheidender Schritt für Diversity, Aufklärung und für einen offeneren Umgang in deutschen Betrieben: „Der Landesregierung ist die gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen und geschlechtlicher Vielfalt ein wichtiges Anliegen. In vielen Bereichen des täglichen Lebens sind LSBTIQ* Menschen immer noch Diskriminierungen ausgesetzt, auch in der Arbeitswelt. Mit der Förderung von ‚Out im Office!‘ möchten wir alle, die im Kontext Berufs- und Arbeitswelt miteinander agieren, sensibilisieren und informieren. Ziel ist es, ein wertschätzendes und möglichst diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld zu schaffen.“

 

 


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