Regional ist das neue Bio

30.04.2021, foodjobs.de.

Viele Verbraucher haben das Vertrauen in Bio-Produkte bereits verloren. Doch wie müssen Lebensmittel beworben werden, um von den Konsumenten als „regional“ wahrgenommen zu werden? Dieser Frage widmet sich das durch die IBH geförderte Projekt RegIdent.

Eine aktuelle Studie, die von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen zusammen mit der Ostschweizer Fachhochschule (OST) durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergebnis: VerbraucherInnen legen mittlerweile mehr Wert auf den Zusatz "Regional" als auf "Bio". Hintergrund ist das durch die Internationale Bodensee-Hochschule (IBH) geförderte Projekt „Erhöhte Wertschätzung regionaler Identität von Lebensmitteln durch verbraucherfreundliche und transparente Information“, RegIdent. Forschungskern hierbei war zunächst herauszufinden, wie Lebensmittelprodukte aus der Region beworben und präsentiert werden müssen, um von den VerbraucherInnen als „regional“ einkategorisiert zu werden.

Leiterin der Studie, Dr. Andrea Maier-Nöth, erklärt: „Wir haben untersucht, was genau Konsumentinnen und Konsumenten unter Regionalität verstehen und welchen Informationsbedarf sie diesbezüglich haben, bevor sie sich für ein Produkt entscheiden.“ So wurde beispielsweise untersucht, welche Länge von Transportwegen für die KonsumentInnen noch akzeptabel ist, damit ein Produkt als regional gilt. Zudem galt es herauszufinden, welche Anbau- und Produktionsmethoden für die Verbraucher von regionalen Lebensmitteln wichtig sind und welchen Preis sie bereit wären, für die Produkte zu zahlen.

Die durchgeführte Studie kam zu teils überraschenden Ergebnissen. Denn für die Mehrzahl der Teilnehmer trägt „Regional“ derzeit ein positiveres Image als „Bio“. Die Begründung hierfür liege im inflationären Gebrauch des Wortes und die daraus resultierende verminderte Glaubwürdigkeit. Doch auch bei regionalen Produkten sei eine transparente sowie vertrauenswürdige Kommunikation und Präsentation der Schlüssel zum Erfolg: „Es kann für Lebensmittelproduzenten also sinnvoll sein, sich entschieden von 'Bio' abzugrenzen und – wenn möglich – eher auf den Aspekt der Regionalität und auch Saisonalität zu setzen“, bestätigt Dr. Andrea Maier-Nöth. Wichtig sei diese Transparenz vor allem deshalb, weil die Mehrheit der Befragten sich nur mittelmäßig bis schlecht über regionale Produkte informiert fühle.

Nicht unwichtig sei für die VerbraucherInnen ebenso der Herstellungsprozess der Lebensmittel: „Schonender Anbau und eine entsprechende Verarbeitung werden hier in aller Regel erwartet und schlichtweg vorausgesetzt.“, so Oliver Christ, Professor für Unternehmensentwicklung und Digitale Transformation an der OST. So untersuchten die Wissenschaftler darüber hinaus, wie es gelinge, die Informationen zur Herkunft und Verarbeitung bei einem begrenzten Platzangebot auf der Lebensmittelverpackung an den Kunden zu transportieren: „Wir wollen also herausfinden, wie die Verbraucher auch unter Zeitdruck die wesentlichen Produktinformationen bekommen. Daraus leiten wir dann entsprechende Empfehlungen ab.“

Die Studienergebnisse des Projekts RegIdent sollen vor allem Lebensmittelproduzenten der Bodenseeregion dabei helfen, VerbraucherInnen zu sensibilisieren und dadurch den Absatz der heimischen Ware zu vergrößern. Darüber hinaus nehmen die WissenschaftlerInnen auch die KonsumentInnen unter die Lupe: „Wir wollen ihnen dabei helfen, dank aussagekräftiger Informationen regionale Produkte zu erkennen und zu mehr Nachhaltigkeit in der Lebensmittelbranche beizutragen“, so die ForscherInnen. So bestehe das Ziel des Projekts vor allem darin, die regionale Identität der Bodenseeregion hervorzuheben und zu bekräftigen. Noch bis Ende des Jahres soll das Projekt RegIdent laufen und gemeinsam mit Partnern aus der Praxis grenzübergreifend an innovativen Lösungen für die Region geforscht werden.

 


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