Was bin ich wert? – So verhandelst Du Dein Gehalt clever

Deine erste Gehaltsverhandlung steht an – und mit ihr viele Fragen: Wie viel kann ich verlangen? Was ist realistisch? Was, wenn ich zu viel fordere? Bin ich damit raus?

Dein Ziel sollte es sein, möglichst hoch einzusteigen, denn Dein Einstiegsgehalt beeinflusst Deine zukünftige Gehaltsentwicklung. Was Du verlangen kannst, ist abhängig von der Position, dem Unternehmen, was Du als Bewerber:in mitbringst und wie selbstbewusst Du auftrittst. Bianca Burmester, Geschäftsführerin von foodjobs, unterstützt seit über zehn Jahren Absolvent:innen bei ihren Karrierestarts. Sie verrät Dir hier, worauf es bei der ersten Gehaltsverhandlung ankommt.

1. Kenne Deinen Marktwert

Bevor Du eine konkrete Zahl nennst, solltest Du wissen, was realistisch ist. Verschaffe Dir einen Überblick über die durchschnittlichen Einstiegsgehälter in der Lebensmittelbranche. Die jährlich erhobenen Studien von foodjobs.de bieten Dir eine gute Orientierung – je nach Studiengang, Abschluss, Branche und Position.
Beachte dabei:

  • In großen Unternehmen (über 500 Mitarbeitende) wird in der Regel besser gezahlt als in kleineren.
  • Unternehmen im Süden Deutschlands zahlen tendenziell mehr als im Osten.
  • Der Funktionsbereich macht ebenfalls einen Unterschied. Im Vertrieb liegt das durchschnittliche Einstiegsgehalt mit 45.000 € weit höher als im Qualitätsmanagement mit 40.000 €.

Schreibe Dir ein realistisches Bruttojahresziel auf und nenne in der Verhandlung idealerweise eine Spanne (z. B. 42.000 € – 45.000 €), um Spielraum zu lassen.

2. Berechne Deine finanzielle Untergrenze

Was brauchst Du zum Leben und was möchtest Du verdienen? Mach Dir klar, wo Deine persönliche „Schmerzgrenze“ liegt. Die Miete, Fixkosten, Internet- oder Streamingkosten und Rücklagen sowie ein paar Extras sollten mit Deinem monatlichen Gehalt zu finanzieren sein. In der Gehaltsverhandlung sprichst Du dann aber vom Jahresgehalt (brutto). Bedenke, dass dort auch schon das Weihnachts- und Urlaubsgeld mit reinzählt.

Tipp: Verwende einen Brutto-Netto-Rechner im Netz, um herauszufinden, was von einem Bruttogehalt tatsächlich übrig bleibt.

3. Sammle Argumente – für Dich!

Auch als Berufseinsteiger oder -einsteigerin bringst Du Eigenschaften mit, die Dich besonders wertvoll machen.
Überlege Dir:
  • Hast Du für Deinen potenziellen Arbeitgeber relevante Praktika gemacht?
  • Hast Du im Studium einen Schwerpunkt gewählt, der genau zum Job passt?
  • Welche Softskills bringst Du mit, die in der Stelle gefragt sind (Teamfähigkeit, Sorgfalt, Organisationstalent)?
  • Hast Du Erfahrungen im Labor, in der Produktion oder mit bestimmten Tools bzw. Normen, die in der ausgeschriebenen Stelle gefragt sind (z. B. HACCP, IFS)?
  • Zeige, dass Du weißt, warum genau Du in dieser Rolle wertvoll bist – das stärkt Dein Auftreten.

4. Verhandele selbstbewusst und klug

Übe dafür vorher mit Freunden oder mit jemanden aus Deiner Familie, wie Du Deine Gehaltsvorstellung formulierst. Sprich laut aus, was Du möchtest.

Du kannst zum Beispiel sagen: „Ich erfülle Ihr Anforderungsprofil und gehe daher von einer leistungsgerechten Entlohnung aus. Zudem habe ich mich über die üblichen Gehälter für diese Position informiert und stelle mir basierend darauf ein Brutto-Jahresgehalt in Höhe von 42.000 € bis 45.000 € vor.“

Das Angebot vom Arbeitgeber fällt niedriger aus? Was tust Du dann?

a) Das Angebot liegt weit unterhalb Deiner Schmerzgrenze: Vergiss es, hier wirst Du nie auf ein zufriedenstellendes Gehalt kommen.
b) Das Angebot ist unterhalb, aber nahe Deiner Schmerzgrenze: Hier solltest Du verhandeln! Du kannst zum Beispiel so damit umgehen: „Ich freue mich über das Angebot. Auf Basis meiner Qualifikation und Erfahrung hätte ich mir allerdings eher ein Gehalt im Bereich von XY € vorgestellt ...
– Besteht hier noch Verhandlungsspielraum?
– Ich bin bereit dazu, Ihr Angebot vorerst anzunehmen, sofern nach der Probezeit mein Wunschgehalt bezahlt wird.“

Du wirst danach schnell bemerken, ob Du als Kandidat oder Kandidatin Nr.1 bist und ob das Unternehmen Dich wirklich einstellen möchte. Achte außerdem unbedingt darauf, dass eine vereinbarte Nachverhandlung schriftlich im Arbeitsvertrag festgehalten wird.

5. Denke langfristig

Neben dem Gehalt spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle:

  • Anzahl der Urlaubstage
  • Flexible Arbeitszeiten oder Homeoffice
  • Weiterbildungsangebote
  • Fahrkostenzuschüsse oder betriebliche Altersvorsorge
  • Entwicklungsperspektiven

Bist Du bereit, ein paar Tausend Euro brutto im Jahr weniger zu bekommen, wenn dafür Arbeitszeit, Urlaub oder Unternehmenskultur besonders gut zu Dir passen? Geld ist nicht alles – aber zu wenig davon ist auf Dauer frustrierend.

Fazit: Klar, mutig, vorbereitet!

Es braucht Vorbereitung, eine realistische Einschätzung und vor allem: Dein Vertrauen in Deine eigenen Fähigkeiten. Sprich offen, bleib sachlich und vergiss nicht: Du bist nicht Bittsteller, sondern bringst Mehrwert. Wenn Du Dir selbst treu bleibst, wird auch Deine Gehaltsverhandlung ein voller Erfolg.

Wir wünschen Dir gutes Gelingen!

Checkliste für Deine Gehaltsverhandlung

 


Bild: © foodjobs

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