Vorstellungsgespräch: Wo liegen Ihre Schwächen?

Eine der meistgefürchteten Fragen im Vorstellungsgespräch ist die nach den eigenen Schwächen. Was antwortet man hier am besten, welche Eigenschaften sollte man lieber für sich behalten und gibt es absolute No-Gos?

Die erste Hürde ist geschafft und Sie haben eine Einladung zum Vorstellungsgespräch. Hier haben Sie die Chance Ihren potenziellen Arbeitgeber besser kennenzulernen und das abgegebene Bild aus Ihren Bewerbungsunterlagen zu bestätigen. Um persönlich zu überzeugen, bedarf es der richtigen Vorbereitung, vor allem wenn es um die Frage nach den eigenen Schwächen geht. 

Bianca Burmester, Geschäftsführerin von foodjobs.de und Expertin für Bewerbungsprozesse, kennt die Ängste der Bewerber:innen nur zu gut: „Natürlich ist die Frage nach den Schwächen etwas, das keiner wirklich gerne beantwortet. Die meisten Kandidat:innen haben einfach Angst, etwas Falsches zu sagen. Auch wenn jede Schwäche etwas Positives hat, ist es hier vor allem wichtig zu zeigen, wie man mit ihr umgeht.“ 

Perfektionismus und Ungeduld

Beim Thema Schwächen antworten die meisten Bewerber:innen gleich, wie Bianca Burmester weiß: „»Perfektionismus« und »Ungeduld« sind vermeintliche Schwächen, die sehr gerne im Vorstellungsgespräch genannt werden. Denn diese können genauso gut als »Genauigkeit« oder »Tüchtigkeit« ausgelegt werden. Doch was viele nicht wissen ist, dass die Personalverantwortlichen diese Antwort von rund 50 Prozent der Bewerber:innen erhalten. Grund hierfür ist, dass auf vielen Websites angepriesen wird, diese Eigenschaften zu nennen. Deshalb zeigt die Antwort »Perfektionismus« und »Ungeduld« den HR-Verantwortlichen nur, dass sich der bzw. die Bewerber:in gut mit Suchmaschinen auskennt oder sich nicht genügend mit der eigenen Person auseinandergesetzt hat.“

Unpünktlichkeit und Sensibilität

Professionalität und Pünktlichkeit sind in der Arbeitswelt das A und O. Doch was, wenn man selbst tendenziell eher fünf Minuten zu spät kommt oder sich manche Situationen mehr zu Herzen nimmt als andere? „In meinen Bewerbungstrainings wird mir diese Frage sehr oft gestellt. Wer schnell an die Decke geht, Kritik sehr persönlich nimmt oder oft emotional reagiert, zeigt natürlich auch, dass er oder sie kein gleichgültiger Mensch ist. Wichtig hierbei wäre es, den Personaler:innen zu erklären, welche Strategien man anwendet, um das Gemüt abzukühlen. Für manche funktioniert es z. B. innerlich bis zehn zu zählen. Kandidat:innen, die hingegen eher unpünktlich sind, können den Personalverantwortlichen erklären, dass dies nur das Privatleben betrifft und sie zu wichtigen Terminen noch nie zu spät gekommen sind. Eine Strategie hierfür wäre zum Beispiel die eigene Uhr 10 Minuten vorzustellen“, verrät Bianca Burmester. 

Antriebslosigkeit und Dickköpfigkeit

Manche Menschen strotzen förmlich nach Energie, anderen fällt der Tatendrang hingegen schwerer. Und während manche Angestellte auf jegliche Situation flexibel reagieren, fahren andere lieber nach ihrem eigenen Plan und möchten von diesem auch nicht abweichen.  „Wir alle haben diese Momente, in denen wir antriebslos oder lustlos sind. Hier stellt sich jedoch die Frage: Wie tricksen Sie sich selbst aus und was motiviert Sie? Gönnen Sie sich für Erfolge ein Stück Schokolade, auf das Sie im Alltag hinarbeiten, oder vielleicht einen Friseurbesuch für erfolgreich abgeschlossene Projekte? Zeigen Sie den Personalverantwortlichen, dass Sie sich selbst gut kennen und motivieren können“, erklärt Bianca Burmester und fügt hinzu: „Wer dickköpfig ist, zeigt auch Entschlossenheit. Wichtig hier wäre es, sein Gegenüber davon zu überzeugen, trotzdem teamfähig zu sein und zu erklären, dass solche Momente beispielsweise beim Aussuchen des abendlichen Restaurants auftreten und nicht in einem Meeting.“

Unentschlossenheit und Impulsivität

Entscheidungen zu treffen ist nicht Jedermann‘s Ding. Umgekehrt tendieren manche Menschen dazu, einfach aus dem Bauch heraus zu handeln. Doch welche Eigenschaft kommt bei Personalverantwortlichen besser an? „Während die einen hin und her überlegen und nicht zum Ziel kommen, treffen andere Entscheidungen in Windeseile, ohne großartig darüber nachzudenken. Beide Eigenschaften haben natürlich Vor- und Nachteile und werden je nach Position lieber gesehen als die andere. Wenn Sie eher der unentschlossenere Typ sind, helfen Ihnen vielleicht Pro- und Contra-Listen nach denen Sie gezielt Entscheidungen treffen können. Impulsiven Menschen hilft es im Gegensatz dazu vielleicht, sich bewusst ein paar Minuten Zeit zu nehmen oder mit anderen Personen Rücksprache zu halten“, so Bianca Burmester.

Das Geheimrezept für jegliche Schwäche

Schwächen gibt es viele und alle Menschen haben sie. Doch egal, um welchen Schwachpunkt es sich handelt – laut Bianca Burmester gibt es ein einfaches Geheimrezept, um im Vorstellungsgespräch zu überzeugen: „Bleiben Sie selbstbewusst. Schließlich geht es im Vorstellungsgespräch um ein gegenseitiges Kennenlernen. Denken Sie einfach daran: Die eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht und auch Ihr Gegenüber hat seine bzw. ihre Schwächen. Wenn Sie Ihre Schwäche ansprechen, können Sie gerne eine einfache sowie lockere Erklärung anhängen. Das macht Sie sympathisch und menschlich.“

 

 

 


Bild: © Unsplash

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