Warum ein voriger Anruf wichtig ist

Viele Bewerber:innen verfassen ihr Anschreiben, ohne vorher beim Unternehmen anzurufen. Dabei kann ein schnelles Telefonat ein positiver Game-Changer im Bewerbungsprozess sein.

Jede:r kennt es: Man findet eine tolle Stellenausschreibung und bekommt direkt Lust, sich auf den ausgeschriebenen Job zu bewerben. Doch plötzlich schleichen sich Unsicherheiten ein – denn Bewerbungen schreibt man ja auch nicht jeden Tag und der Wunsch, mit der eigenen Bewerbung zu überzeugen, macht vielen Bewerber:innen Druck. Schließlich will man keinen Fehler machen und das goldene Ticket und damit die Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten. 

Im Rahmen der kostenlosen foodjobs.de-Webinare „Erfolgreich bewerben in der Lebensmittelbranche – Zeig‘, was in Dir steckt“ rät Bewerbungsexpertin Bianca Burmester, Geschäftsführerin von foodjobs.de, den Teilnehmer:innen dazu, vor dem Verfassen ihrer Bewerbung auf jeden Fall beim Unternehmen anzurufen. Doch dieser Rat verunsichert viele Bewerber:innen: Was soll ich denn am Telefon sagen oder fragen? Kommt das nicht komisch rüber, wenn ich anrufe, ohne konkrete Nachfragen zu haben? 

»Sehr geehrte Damen und Herren« – Der klassische Fehler

Nein, denn laut Bianca Burmester gibt es zahlreiche Gründe, weshalb sich ein voriger Anruf lohnen kann: „Viele Bewerber:innen machen zum Beispiel den Fehler, ihre Bewerbung mit der Anfangsklausel »Sehr geehrte Damen und Herren« zu versenden, was nicht nur unpersönlich ist, sondern auch zeigt, dass man sich nicht genügend mit dem Unternehmen auseinandergesetzt hat. Schließlich würden Sie selbst auch gerne eine E-Mail mit Ihrem Namen erhalten. Deshalb rate ich generell: Finden Sie den bzw. die Ansprechpartner:in heraus und adressieren Sie Ihre Bewerbung genau an diese Person. Dies lässt sich schnell und einfach mit einem vorigen Anruf vermeiden, bei dem man diese Person ausfindig macht.“ 

Und auch wenn der bzw. die Empfänger:in bereits in der Anzeige steht, kann ein Anruf entscheidend für die Formulierung des Anschreibens sein: „Vor allem bei Start-ups herrscht oft eine sehr lockere Unternehmenskultur. Hier eine Bewerbung mit »Sehr geehrter« oder »Sehr geehrte« zu verschicken, kann die Tür schließen, bevor sie überhaupt einen Spalt auf gewesen ist. Wenn sich die Mitarbeiter:innen am Telefon beispielsweise mit Vornamen vorstellen, bestätigt das die lockere Kommunikation und man kann so auf Alternativen wie »Liebes foodjobs-Team« oder »Liebe Bianca« zurückgreifen.“

Der erste Eindruck zählt

Doch unter welchem Vorwand sollte man anrufen, um das herauszufinden? Grundsätzlich sind nicht alle Stellenangebote, die man online findet, noch immer vakant. Deshalb kann man hier einfach nachfragen, ob die Stelle noch frei ist. Das zeigt einerseits, dass man wirklich gerne für das Unternehmen arbeiten möchte und andererseits, dass man genug Selbstbewusstsein hat, um anzurufen und sich nicht hinter seiner Bewerbung versteckt. Darüber hinaus kann man mit einem vorigen Anruf schon einen guten Eindruck hinterlassen, bevor man die Bewerbung überhaupt losgeschickt hat. „Die Lebensmittelbranche besteht überwiegend aus kleinen und mittelständischen Betrieben, hinter denen oft keine riesige Personalabteilung steckt. Wenn man als Bewerber:in vorher beim Unternehmen anruft, sich freundlich und begeistert zeigt, hinterlässt man dort eben nicht nur seinen Namen, sondern im besten Fall auch schon einen ersten positiven Eindruck, der dem Bewerbungsprozess gleich einen mächtigen Schub verpassen kann“, verrät Bianca Burmester. 

Anforderungen abgleichen

Ein weiterer Grund für einen vorigen Anruf bezieht sich auf das Anforderungsprofil im Stellenangebot: In vielen Stellenausschreibungen wird nach Personen mit spezifischen Studiengängen wie Lebensmitteltechnologie gesucht, wobei auch Bewerber:innen aus anderen Fachrichtungen wie Ökotrophologie in Frage kommen, ohne, dass diese in der Ausschreibung genannt werden. „Genau in solchen Fällen sollte man zum Hörer greifen. Denn sich einfach gar nicht erst zu bewerben, weil man den angegebenen Anforderungen nicht entspricht, oder eine Bewerbung zu versenden, die dann direkt aussortiert wird, ist verschwendete Liebesmühe. Rufen Sie beim Unternehmen an, zeigen Sie, dass Sie für die Stelle und das Unternehmen brennen, welche Kenntnisse oder welchen Background Sie mitbringen und fragen Sie, ob die Stelle für Sie in Frage kommt. Denn oftmals sind es nicht die Bildungswege, die für eine Einstellung entscheidend sind, sondern vielmehr das Know-how oder die Leidenschaft“, erklärt Bianca Burmester.  

Umgekehrt kann man beim Telefonat auch auf Punkte eingehen, die einem in der Stellenausschreibung aufgefallen sind und über die man selbst gerne mehr erfahren würde. „Stellen Sie gerne Ihre Fragen. Das zeigt auch, dass Sie sich ernsthaft mit der Stelle auseinandersetzen“, so die Bewerbungsexpertin. Doch Vorsicht mit Fragen nach weniger Arbeitsstunden oder Weiterbildungsmöglichkeiten – solche Themen sollten Sie erst ansprechen, wenn Sie bereits für das Unternehmen arbeiten. 

„Grundsätzlich kann jede:r Bewerber:in vor dem Verfassen des Anschreibens einen kurzen Anruf tätigen, denn hierfür gibt es genug Gründe. Und das Tolle ist: Man bekommt nicht nur Input und ein besseres Gefühl für das Unternehmen oder die Stelle. Vielmehr fällt einem auch das Formulieren des Anschreibens wesentlich leichter, da man sich schon mit jemandem aus dem Betrieb unterhalten hat und sich so auf Punkte aus dem Gespräch beziehen kann“, verrät Bianca Burmester.   

 

 

 


Bild: © Unsplash

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